Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) möchte die bisher ungenutzten Potentiale der Geothermie umfassender erschließen. Der zugehörige Konsultationsprozess soll konkrete Projekte für eine klimaneutrale Wärmeversorgung hervorbringen. In Nordrhein-Westfalen kann die Geothermie sogar über 70 Prozent des kommunalen Wärmebedarfes decken.

Das BMWK hat ein Eckpunktepapier mit acht Maßnahmen entwickelt, um die geothermische Wärmebereitstellung stärker voranzubringen. Die Bundesländer, Verbände und Unternehmen können in dem jetzt gestarteten Konsultationsprozess an der konkreten Ausgestaltung des Programms mitwirken. Ziel ist es, bis 2030 ein geothermisches Potential von 10 TWh zu erschließen und 100 zusätzliche Projekte an den Start zu bringen. Die verstärkte Nutzung dieser Wärmequelle soll einen wichtigen Beitrag leisten, um bis 2030 fünfzig Prozent der Wärme klimaneutral zu erzeugen.

In Nordrhein-Westfalen kommen Vibrationsfahrzeuge zum Einsatz, um den Boden mit seismischen Messungen zu erkunden.
© GD NRW
In Nordrhein-Westfalen kommen Vibrationsfahrzeuge zum Einsatz, um den Boden mit seismischen Messungen zu erkunden.

Auffinden geeigneter Standorte

Im Rahmen einer Explorationskampagne sollen hierfür zunächst Regionen ermittelt werden, die eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit für Projekte aufweisen. Diese Daten werden den Kommunen als wichtige Planungsbasis für Wärmeprojekte zur Verfügung gestellt. Die Umsetzung soll zudem mit gezielten Förderprogrammen und Instrumenten zur Risikoabsicherung flankiert werden. Gerade urbane Gebiete stehen dabei besonders im Fokus, da die geothermische Wärmeversorgung ohne großen Flächenbedarf oder verstärkten Transport auskommt.

Riesiges Wärmepotential in Nordrhein-Westfalen

Nordrhein-Westfalen hat mit dicht besiedelten Ballungsräumen und seinen energieintensiven Industriestandorten einen besonders hohen Bedarf an Raum- und Prozesswärme. Demgegenüber steht ein erhebliches geothermisches Potential, das bisher noch ungenutzt ist. Untersuchungen des Geologischen Dienst NRW zeigen, dass Energiemengen von jährlich 120 bis 150 TWh nicht unrealistisch sind[1]. Professor Rolf Bracke, Leiter der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG, sieht darin ein Schlüsselelement für die klimaneutrale Wärmewende. „Die Geothermie kann in NRW über 70 Prozent des kommunalen Wärmebedarfes decken“, so der Professor.

[1] Geologischer Dienst NRW (2018): „Wärmepotentiale nutzen – Einsatz der Geothermie erleichtern“, Drucksache 17/256.

Mit Vibrationsplatten werden künstlich erzeugte Schallwellen in die Tiefe geschickt, wodurch eine Art Ultraschallbild des Untergrunds erzeugt wird.
© GD NRW
Mit Vibrationsplatten werden künstlich erzeugte Schallwellen in die Tiefe geschickt, wodurch eine Art Ultraschallbild des Untergrunds erzeugt wird.

Seismische Vermessung des Münster- und des Rheinlands

Die Wärme im tiefen und mitteltiefen Untergrund ist jedoch nur nutzbar, wenn geeignete Gesteinsformationen vorhanden sind. Daher hat die nordrhein-westfälische Landesregierung den Geologischen Dienst im Rahmen des Projekts Seismik.NRW beauftragt, eine wärmebezogene Charakterisierung des Bodens anzufertigen. In einer 2D-Seismik-Kampagne wurden daraufhin das Münster- und das Rheinland unter die Lupe genommen. Seismische Messungen sind eine minimalinvasive Methode, bei der Vibrationsfahrzeuge künstlich erzeugte Schallwellen in die Tiefe schicken. Dadurch wird die geologische Beschaffenheit des Untergrundes bis in sechs Kilometer Tiefe in hoher Auflösung sichtbar. Die Messungen wurden im Oktober 2022 abgeschlossen, aktuell erfolgt eine umfangreiche Analyse der Daten. Die Ergebnisse werden anschließend der Öffentlichkeit, insbesondere Kommunen, Energieversorgern und Stadtwerken, zur gezielten Planung von Geothermie-Projekten kostenlos zur Verfügung gestellt.

Mitteilung des BMWK

Meldung des BMWK zum Konsultationsprozess „Geothermie für die Wärmewende“.

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Webauftritt Seismik.NRW

Weitere Infos, Bilder und spannende Videos rund um die seismischen Messungen des Geologischen Dienstes NRW.

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