Mit progres.nrw - Research verfolgt die nordrhein-westfälische Landesregierung ein anschauliches Ziel: Es geht um die Erkenntnis, ob gegenwärtige Forschungsaktivitäten den Anforderungen aus der Praxis standhalten. Vor allem der Frage nach konkreten Anwendungsmöglichkeiten in Industrie und Wirtschaft kommt hierbei eine wichtige Rolle zu. Die Fördermaßnahme eröffnet Forschenden den Spielraum, ihre Arbeit im Hinblick auf diese Aspekte unter die Lupe zu nehmen.

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An Universitäten und Hochschulen hat die Verfolgung vielversprechender Ideen häufig mit zwei Defiziten zu kämpfen. Neben zu wenig Zeit stehen oftmals nicht ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung, um die vielen verschiedenen Forschungsansätze auf ihr praktisches Potential zu überprüfen. Dabei sind Ausprobieren oder grundlegende Forschungsversuche ein aufschlussreicher Weg, sich einem Thema anzunähern und seine Wirkzusammenhänge umfassender zu verstehen.

 An genau diesem Punkt setzt die Fördermaßnahme progres.nrw - Research der nordrhein-westfälischen Landesregierung an. Sie bietet Forschenden eine unkomplizierte Möglichkeit, ihre Ansätze und Überlegungen in einem kleineren Rahmen selbst vor Ort auszutesten. Damit erhalten beispielsweise auch solche Aktivitäten, die nicht in starken Forschungsverbünden verfolgt werden oder die sich abseits der großen Forschungslinien bewegen, eine reale Chance auf eine praktische Implementierung. Offene Fragen, die sich aus der Arbeit an komplexen Themen ergeben – beispielsweise in welchem Rahmen und an welchen Stellen eine tiefergehende Untersuchung sinnvoll scheint – können mit Mitteln der neuen Fördermaßnahme analysiert werden. 

 Ziel ist es, lose Enden zu schließen und damit potentielle Schätze, die an Hochschulen und Universitäten schlummern, zu heben. Dass mit dem Erproben von innovativen Lösungsansätzen auch ein gewisses Potential zum Scheitern einhergeht, steht dem Erfolgsanspruch der Fördermaßnahme nicht entgegen. Gegenteilig wird ebenso die Erkenntnis, dass die weitere Beschäftigung mit einem Thema nicht lohnenswert scheint, als Erfolg erkannt.

Am Ende geht es um ein übergreifendes Thema, dass alle Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus gleichermaßen betrifft: Um den Wandel zum Energiesystem der Zukunft meistern zu können, braucht es innovative Denkanstöße und praxistaugliche Instrumente. In diesem Bestreben soll progres.nrw - Research sicherstellen, dass potentielle Lösungsmöglichkeiten aus der Forschung nicht an einer mangelnder Personal- oder Finanzausstattung scheitern. Im besten Fall wird dadurch die Erforschung von interessanten, neuen Themen und Ansätzen ermöglicht, die in erfolgreichen Ausgründungen münden.

Die Fördermaßnahme

Progres.nrw - Research wurde im Rahmen der im Koalitionsvertrag 2017 beschlossenen Energieforschungsoffensive.NRW vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen initiiert und in Zusammenarbeit mit dem Projektträger Jülich entwickelt. Seit dem Programmstart im Januar 2020 ist die Antragsstellung – über ein rein digitales, schlankes Verfahren - möglich. Zielgruppe der Fördermaßnahme sind Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen, die das Anwendungs- und Marktpotential innovativer Forschungsergebnisse für das Energiesystem der Zukunft überprüfen. Die Förderung erfolgt als Festbetragsfinanzierung für eine 6-monatige Vollzeitstelle sowie als Anteilsfinanzierung von 90 Prozent der Ausgaben für die Anschaffung oder Nutzung von Forschungsgeräten. Neue Förderanträge können jederzeit eingereicht werden. Die Bewilligung erfolgt durch den Projektträger Jülich.

Blick in die Förderpraxis
Energiezukunft made in NRW

Ob Mobilität, Wasserstoff, Kosten- und Ressourceneffizienz, Solartechnologie oder Netzstabilität und Energiesystemanalyse – die Themenvielfalt der geförderten Projekte deckt ein breites Spektrum der Energiesystemtransformation ab. Gemeinsam ist allen Projekten, dass sie vorliegende Forschungsergebnisse auf die praxistaugliche Anwendbarkeit für das Energiesystem der Zukunft überprüfen. Die Ergebnisse sollen dadurch noch schneller in innovative Produkte, Verfahren und Dienstleistungen für ein CO2-armes Energiesystem und eine klimaneutrale Industrie überführt werden.

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Animierte Darstellung des nachträglich elektrifizierten PKW der TH Köln.

Anschaulich wird das beispielsweise an einem Projekt der TH Köln, das den ersten Bewilligungsbescheid im Rahmen der neuen Fördermaßnahme erhalten hat. Das Projekt eWheel2Car zielt darauf ab, die Treibhausgasemissionen im Mobilitätsbereich zu reduzieren. Konkret haben die Forschenden innerhalb des Projekts einen Radnabentrieb entwickelt, mit dem PKW und leichte Nutzfahrzeuge ohne viel Aufwand nachträglich elektrifiziert werden können. 

Das Besondere daran:  Die innovative Antriebstechnologie reduziert bei minimalem Rohstoff- und Materialeinsatz den Schadstoffausstoß deutlich. Die technologische Neuerung hilft damit nicht nur dem Klima, der Einzelradantrieb und die Mehrleistung können ebenso ein Mehr an Fahrspaß und Fahrsicherheit bedingen. Ein derart elektrisch nachgerüstetes Auto hätte also enormes Potential, zum festen Bestandteil einer neuen Automobilgeneration zu werden – und damit den innovativen Radnarbenantrieb auch zu einem wirtschaftlichen Erfolg zu machen.

Neben dem Radnarbenantrieb der TH Köln werden im Rahmen von progres.nrw - Research zahlreiche Innovationen erforscht, die vielversprechende Lösungen aufzeigen: beispielsweise energieeffizientere PKW-Batteriegehäuse (Projekt ImProbEV, Universität Paderborn), optimierte Landevorgänge im Flugverkehr zur CO2-Reduktion (Projekt EELA, FernUniversität Hagen), biogene Wasserstoffproduktion (Projekt H2UPSCALE, Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Projekt Valid-H2, Fachhochschule Münster), flexible Solarzellen zur Nutzung in großflächigen Textilien (Projekt nanoDSSC, Fachhochschule Bielefeld) oder mobile Anlagen zum Aluminium-Recycling (Projekt FIRAC, Universität Paderborn).

Diese exemplarische Auflistung zeigt bereits sehr deutlich, dass die nordrhein-westfälische Forschungslandschaft alles andere als einfallslos ist, wenn es um die Entwicklung rasch umsetzbarer Lösungen für eine der größten Herausforderungen unserer Zeit geht. Mit progres.nrw - Research hat die Landesregierung ein effektives Instrument geschaffen, diesem Ideenreichtum möglichst unkompliziert und technologieoffen den weiteren Weg zur praxistauglichen Lösung zu ebnen.

Zahlen bitte!

Die neue Fördermaßnahme ist stark nachgefragt. Nach dem Launch der Online-Antragstellung im Januar 2020 sind bis zum Jahresende 2020 bereits 49 rechtsverbindliche Förderanträge eingegangen. Davon haben zum Zeitpunkt des Jahreswechsels 39 Projekte eine Förderbewilligung erhalten, was einer Gesamtfördersumme von 2,4 Millionen Euro entspricht. Das große Interesse aus der Wissenschaft verdeutlicht die bisher bestehende Lücke zwischen Grundlagenforschung und anwendungsorientierter Forschung - die progres.nrw – Research nun schließen konnte.

Stand: August 2021

Förderprogramm beendet

Zum Ende des Förderprogramms „progres.nrw – Research“ ist die Bilanz positiv: 115 geförderte Projekte, über 6,5 Millionen Euro Fördermittel und wichtige Impulse an der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und anwendungsorientierter Forschung.

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Website zur Fördermaßnahme

Informationen zur Förderung, Antragsstellung, Fördervoraussetzungen und Ansprechpartnern - die Website des Projektträgers Jülich  gibt einen umfassenden Überblick zu progres.nrw - Research.

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Digitales Antragstool

Mit dem digitalen Antragstool können Anträge im Rahmen von progres.nrw – Research ganz einfach digital erstellt, geprüft und eingereicht werden.

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